Von Professorin Helen May-Simera (Institute of Molecular Physiology, Department of Biology, Johannes Gutenberg University Mainz)
Eine Vielzahl von Netzhauterkrankungen hat genetische und erbliche Ursachen, bedingt durch Mutationen in einem von über 300 Genen. Mindestens 50 Prozent davon kodieren für zilienassoziierte Gene. Das primäre Zilium ist eine Mikrotubuli-gestützte Signalorganelle, die in vielen verschiedenen Zelltypen im Auge vorkommt. Störungen in der Entwicklung, bei der Erhaltung oder der Funktion des primären Ziliums, die durch Defekte in Zilienproteinen hervorgerufen werden, führen zu einer Vielzahl von genetischen Erkrankungen. Diese sind unter dem Oberbegriff Ziliopathien zusammengefasst und haben überlappende Phänotypen, wobei die Retinopathie die häufigste ist.
Trotz des hohen Anteils an Genen, die mit der Netzhautdegeneration assoziiert sind und die für ziliäre Proteine kodieren, ist die Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten derzeit begrenzt. Die wenigen Ansätze, die entwickelt werden, beruhen vorwiegend auf Genersatz in Photorezeptorzellen – trotz vieler weiterer ziliierter Zelltypen im Auge. Einige bereits etablierte Medikamente zur Behandlung verschiedener Symptome von Ziliopathien wie Fettleibigkeit und Diabetes haben jedoch auch einen signifikanten Einfluss auf die Netzhautdegeneration. Ziel dieses Projekts ist es, Substanzen zu identifizieren, die die durch Defekte der Zilienfunktion verursachte Netzhautdegeneration verzögern können.
Insbesondere werden wir die Wirkung von Metformin, Eupatilin und Resveratrol in zwei Ziliopathiemodellen untersuchen, um ihr Potenzial als Behandlungsoption zu klären. Diese Medikamente, von denen bekannt ist, dass sie die Zilienfunktion oder die Ziliogenese beeinflussen, wurden bereits für den Patientengebrauch bei anderen Ziliopathie-Symptomen zugelassen. Ein Nachweis ihrer positiven Wirkung könnte zu ihrer Zulassung für die „Off-Label-Anwendung“ führen, was sich direkt auf das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten auswirken kann.
Anmerkung der Pro Retina – Stiftung zur Verhütung von Blindheit
Das Projekt wird im Rahmen einer Promotion durchgeführt und soll im Oktober beginnen. Die Pro Retina – Stiftung fördert die Promotion für drei Jahre in Höhe von 54.000 Euro. Die Notwendigkeit einer Promotionsverlängerung wurde bereits angekündigt. Hier handelt es sich um ein sehr therapienahes Förderprojekt.
Die Stiftung ist auf Spenden angewiesen, um weiterhin die Förderung von Wissenschaft und Forschung aufrechterhalten zu können. Deshalb bitten wir Sie weiterhin um Ihre Unterstützung.
Bankverbindung der Pro Retina – Stiftung zur Verhütung von Blindheit:
Sparkasse Dachau, IBAN DE51 7005 1540 0000 0793 27