Von Dr. med. Univ. Lucas Janeschitz-Kriegl, Institut für molekulare und klinische Ophthalmologie Basel
Erbliche Netzhauterkrankungen (auch retinale Dystrophien genannt), sind durch Mutationen in einzelnen Genen gekennzeichnet, die häufig zu einer Fehlfunktion und/oder Degeneration der lichtempfindlichen Photorezeptoren in der Netzhaut, den Stäbchen und Zapfen, führen. Für mehr als 270 dieser Erkrankungen sind die ursächlichen Gene bekannt. Obwohl Gentherapien neuartige Behandlungsmöglichkeiten darstellen, macht die genetische Komplexität der erblichen Netzhauterkrankungen die Entwicklung von Therapien sehr schwierig. Darüber hinaus ist unklar, ob Genersatztherapien einen therapeutischen Nutzen bieten können, wenn die Netzhautfunktion bereits verloren gegangen ist, oder wenn eine signifikante Neurodegeneration vorliegt. In diesem Projekt entwickeln wir die erste klinische Studie zu ZapfenOptogenetik, ein mutationsunabhängiger therapeutischer Ansatz, der darauf abzielt, Blindheit rückgängig zu machen. Die Optogenetik, eine spezielle Form der Gentherapie, kann Zellen über genetisch exprimierte, lichtaktivierte Proteine lichtempfindlich machen. Bei einem bedeutenden Teil der erblichen Netzhauterkrankungen verlieren die Zapfenphotorezeptoren ihre natürliche Fähigkeit, Licht wahrzunehmen, überleben aber in einem „schlafenden“ Stadium und können potenziell mit Optogenetik reaktiviert werden. Optogenetische Therapien haben bereits die Klinik erreicht, mit zwei laufenden klinischen Studien am Menschen.
Diese Studien zielen jedoch auf Zellen ab, mit denen Photorezeptoren nur indirekt verbunden sind (Ganglienzellen).
Kurze Erläuterung zum Nutzen des Projekts für die Therapieentwicklung
Der optogenetische Ansatz ist insofern einzigartig, als dass er direkt auf Zapfenphotorezeptoren abzielt. Mit dieser Methode soll ein besseres Sehen ermöglicht werden, da die retinalen Verbindungen und die Datenverarbeitung noch intakt sind. Dieses Projekt zielt darauf ab, weltweit die erste klinische Studie zur ZapfenOptogenetik zu initiieren und Patientinnen und Patienten zu charakterisieren, die von diesem neuen Therapieansatz profitieren.